Zusammenfassung
Stürze bei üblichen Alltagsaktivitäten sind Kennzeichen einer altersbedingt kritisch
verminderten Mobilität. Sie sind in einem komplexen pathogenetischen Geflecht hoch
korreliert mit vielen anderen altersassoziierten Negativereignissen wie erhöhter Morbidität,
Mortalität, Hospitalisation und Pflegebedürftigkeit. Sie gehören zu den Markern des
Frailty-Syndroms und signalisieren Interventionsbedarf zum Erhalt der funktionellen
Selbstständigkeit. Altersstürze geschehen zu 80% ohne Bewusstseinsveränderungen wie
Schwindel oder Synkope und ohne dass äußere Faktoren wie Stolperfallen dominierende
Ursache sind. Sie haben ihre pathogenetischen Wurzeln in Geh- und Balancestörungen
und sind meist nicht monokausal-nosologisch zu erklären, sondern sind multifaktoriell
bedingt als kombiniertes Resultat von multipler Morbidität, deren neuromuskulären
Folgen und altersphysiologischen Veränderungen. Ihre Folgen sind schwerwiegend für
Selbstständigkeit und Lebensqualität: 5% führen zu Frakturen – ein Fünftel davon proximale
Femurfrakturen –, 2-10% zu weiteren schweren Verletzungen; häufig bleibt eine Sturzangst
mit selbst auferlegter genereller Reduktion von Lokomotion und sozialen Kontakten.
Die Sturzforschung hat eine Reihe von Merkmalen gefunden, in denen sich Patienten
mit hohem Sturzrisiko von denen mit „normalem” Risiko unterscheiden. Der Aufstehtest
und die Tandemmanöver sind die lokomotorischen Testverfahren, die am stärksten als
unabhängige Risikofaktoren mit dem Sturzrisiko korreliert sind. Zusammen mit der Beurteilung
von Visus, Multimedikation, spezifisch sturzassoziierten Medikamenten und der Kognition
bilden sie den Kern des Sturzrisikoassessments. Die quantitativen Ergebnisse des Sturzrisikoassesments
ermöglichen eine individualisierte Sturzprävention und deren Verlaufskontrolle.
Summary
Non-syncopal falls are a marker of acriticalage-related decline of locomotor competence
and are highly correlated with a number of other age-associated adverse events such
as increased mortality, morbidity, nursing home admission and loss of functional independence.
Falls belong to the indicators of the frailty syndrome and should be seen as a “red
flag” for intializing interventions against loss of functional independence. More
than 80% of age-related falls occur without loss or altered state of consciousness
and without impact from outside. Falls are mostly the result of balance and gaitdis
orders, which are them selves caused by a multiple pathogenetic pathway of co-morbidity,
its functional consequences and the ageing process itself. Falls have deleterious
consequences: 5% result in fractures, 1% in hip fractures. Further 2–10% result in
serious injuries, and many patients are affected by the postfall anxiety syndrome
and self-imposed mobility restriction.
Fall-related research has found a number of independent fall risk factors, by which
persons at high fall risk can be identified. Two locomotor performance tests have
been proven to be strongly correlated with fall risk: chair rising and tandem manoeuvres.
Further risk factors are reduced vision, polypharmacy, a number of specificly fall-associated
medications, and cognitive impairment. A rational fall risk assessment comprises these
factors, thereby providing an individual risk profile as a quantitative basis for
treatment planning and evaluation.
Schlüsselwörter
Sturzrisikoassessment - altersassoziierte Stürze - Sturzprävention - Frailty-Syndrom
Keywords
Fall risk assessment - age-related falls - fall prevention - frailty syndrome